Am Himmel, in den großen Meeren und in der Nacht wird die blaue Farbe als Stimmung in der Natur erlebbar. Es sind keine greifbaren Farben, die sich uns zeigen, es ist vielmehr das Spiel des Lichts mit der Dunkelheit, das die Blautöne hervorbringt. Auf der Erde ist die blaue Farbstimmung in blauen Blütenansammlungen erlebbar, himmelblaue Tupfen im Grün, wie etwa die des Vergissmeinnicht. Im Inneren der Erde ruhen die Blautöne, denn dort ist es Nacht. Erst ans Licht gebracht zeigen Lapislazuli und Azurit ihr traumhaftes Blau. Sie bereicherten damit die Farbpaletten der alten Meister.
AZUR-TINTE-TAUBEN-NACHT-HIMMEL-OZEAN-TÜRKIS-MEER-KÖNIGS-WASSER-TIEFSEE-INDIGO-ENZIAN-STAHL-AQUAMARIN-ÄGYPTISCH-EIS-FLIEDER-GLETSCHER-HEIDELBEER-KOBALT-KORNBLUMEN-LASUR-MITTERNACHT-ULTRAMARIN-MARINE-MARIEN-PFLAUMEN-SAPHIR-VEILCHEN
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DUNKLES BLAU
Ein sternenübersäter Nachthimmel zeigt sich in einem tiefen dunklen Blau. Diese Farbe, die der Finsternis am Nächsten steht, vermittelt Geborgenheit und Vertrauen. Das Blau des Nachthimmels nimmt sich zurück, ja weitet sich zurück, bildet einen hüllenden Mantel, ein schützendes Dach.
Die Weite des Himmels , gewölbt von Horizont zu Horizont, lässt ein Empfinden aufkommen für die Sehnsucht nach Spiritualität, für das, was Unendlichkeit und Ewigkeit genannt wird.
VIOLETTBLAU
Violettblau ist ein warmes Blau. Es zeigt sich am Abendhimmel gegenüber der untergehenden Sonne. Im Winter erscheint es bei Sonnenuntergang wie vom Himmel gespiegelt auf großen Schneeflächen. Violettblau zieht sich in sich zurück, gibt dem Blauraum Tiefe und Verschwiegenheit.
TÜRKISBLAU
Blau mit Türkistönung ist dem Wasser, dem Meer vorbehalten. Auch hier vermittelt das Blau, ähnlich dem Nachtblau, Weite und Unendlichkeit, Ernsthaftigkeit und Ruhe aber auch Kühle. Die undurchdringliche türkisblaue Tiefe, die endlich ist und der Schwerkraft unterworfen, hat etwas beängstigend Dunkles. Wie wunderbar, wenn der Wasserspiegel eines Sees die Farben des Himmels spiegelt, blau und weiß, und dem Wasser die Dunkelheit nimmt.
HELLES BLAU
Am Tageshimmel oder in einer Schneelandschaft ist das helle Blau wahrnehmbar. Helles Blau fühlt sich im Gegensatz zum dunklen Blau leicht und offen an. Im hellen Blau dürfen die Gedanken schweifen, fließen, frei sein und träumen. Und was liegt dem Menschen näher als seine Träume und Gedanken mitzuteilen?
Helles Blau ist die Farbe der Kommunikation, des Austauschs. Gemeint ist das Gespräch, das durch achtsames Zuhören und Mitteilen charakterisiert ist. Eine menschliche Begegnung in hellem Blau drückt sich durch Feinsinn und Kultur aus, durch Anstand und Wertschätzung für das Gegenüber.
BLAUE MALFARBEN AUS DER NATUR
MINERALFARBEN
AZURIT
SODALITH
LAPISLAZULI
Die Mineralien werden gemahlen und von unerwünschten Begleitstoffen gereinigt. Zum Malen werden die Pigmente mit Öl, Tempera oder wasserlöslichen Harzen und Gummen verrieben. Ihre
Farbaufträge wirken natürlich und angenehm. Der sehr aufwändige Herstellungsprozess dieser Farben rechtfertigt ihren Preis.
PFLANZENFARBEN
INDIGO
BLAUHOLZ
BLAUKRAUT
Die blauen Farbstoffe werden durch Auskochen und Ausfällen (Blauholz, Blaukraut) oder durch Gärung (Indigo) gewonnen. Jede dieser Pflanzenfarben ist ein Gemisch aus verschiedenen z.T. komplementären Farbstoffen, deren Farbcharakter sich beim Malen am besten in wasserlöslichen Bindemitteln oder in Tempera zeigt.
GRÜNE BLÄTTER ZUM BLAUFÄRBEN
Die grünen Blätter des Färberwaid der Indigopflanze oder des Färber-knöterichs enthalten einen Stoff, der sich durch Oxidationsprozesse in ein klares Blau umwandeln lässt.
Hauptfarbstoff der blauen Farbe ist der INDIGO-Farbstoff, der immer zusammen mit anderen nuancierten Begleitfarbstoffen vorkommt.
INDIGO hat einen bestechend klaren blauen Farbton, mit kühlem Charakter bei zartem Farbeintrag, mit warmer Tönung bei kräftiger Farbe. Die Blaunuancen entstehen durch die im Indigo enthaltenen gelblichen und rötlichen Begleitfarbstoffe.
Zur FARBGEWINNUNG werden die Pflanzen vergoren, zum Beispiel mit Hefen. Die in den grünen Blätten enthaltene farblose Vorstufe des Indigo wird durch die Gärung in blaues wasserunlösliches Indigo umgewandelt. Es setzt sich in der sogenannten Küpe ab, wird getrocknet und kommt
in Stücken oder als Pulver in den Handel.
Zum FÄRBEN verwandelt man zunächst das wasserunlösliche blaue Indigo - mithilfe reduzierender Mittel - zurück in die farblose, wasserlösliche Leukoform. Diese
benetzt und durchdringt das eingelegte Stoffgewebe. Wird der Stoff dann der Luft ausgesetzt, rückverwandelt sich die Leukoform durch die oxidative Wirkung des Luftsauerstoffs in blaues Indigo,
das nun fest an dem Gewebe haftet.